| Ausstellung der Fotoserie „Türken in Deutschland“ (1973-1979) von Candida Höfer und interaktives Fotoprojekt
 im Museum für Neue Kunst bis 8. Januar 2012
 
 „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“, so
 kommentierte Max Frisch einst das Anwerbeabkommen
 Deutschlands mit der Türkei. Zum 50. Jahrestags dieses
 historischen Ereignisses zeigt das Museum für Neue Kunst
 wie sich das Zitat im realen Alltag der 70er Jahre spiegelte:
 Ab kommenden Freitag, den 21. Oktober, gibt die
 Sonderausstellung „Willkommen in Almanya! Deutschtürkische
 Geschichten“ eindrucksvolle Einblicke in das
 damalige Leben der Immigranten. Bis Sonntag, den 8. Januar,
 ist die Fotoserie „Türken in Deutschland“ (1973-1979) von
 Candida Höfer zu sehen. Parallel dazu läuft ein interaktives
 Fotoprojekt, an dem sich türkischstämmige Migrantinnen und
 Migranten beteiligen können.
 
 Bei der Fotoserie „Türken in Deutschland“ von Candida
 Höfer handelt es sich um das wenig bekannte Frühwerk der
 Künstlerin. Neun Schwarz-Weiß-Fotografien und die
 Projektion von 79 Farbaufnahmen aus den Jahren 1973 bis
 1979 zeigen ein faszinierendes Porträt der ersten Generation
 türkischer Menschen, die dem Aufruf folgten und als
 Arbeitskräfte nach Deutschland kamen.
 Candida Höfer studierte Film an der Kunstakademie
 Düsseldorf, bevor sie sich dort mit den Schwarz-Weiß-
 Fotografien bei Bernd Becher zum Fotografiestudium bewarb.
 
 Nach der Serie „Türken in Deutschland“ hat die Künstlerin
 keine Menschen mehr fotografiert.
 Bereits in diesen frühen Aufnahmen lässt sich die Vorliebe
 Höfers für Innenräume, Raumordnungen und Ornamente
 erkennen, die später in den Vordergrund ihrer Werke rückten.
 Die Bilder ermöglichen einen spannenden Einblick in das
 Aufeinandertreffen der Kulturen und spiegeln die Atmosphäre
 der Fremdheit und der Verlorenheit wider, der die
 „Gastarbeiter“ ausgesetzt waren.
 
 Das interaktive Fotoprojekt, das zeitgleich zur Ausstellung
 läuft, lädt türkischstämmige Freiburgerinnen und Freiburger
 ein, eigene Fotografien aus ihrer Ankunftszeit ins Museum
 mitzubringen und so auch ihre eigene Geschichte zum Teil der
 Ausstellung werden zu lassen. Die Bilder werden auf einer
 Wand präsentiert, die sich im Laufe der Zeit immer mehr füllen
 soll. Wer mitmachen möchte, kann seine Fotos direkt im
 Museum für Neue Kunst, in der Marienstraße 10a, abgeben.
 Alternativ ist auch der Versand per Mail an die Adresse
 mnk@stadt.freiburg.de möglich (Betreff „Fotoprojekt“).
 
 Ausstellung und Fotoprojekt werden von einem
 abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet, das die
 Islamwissenschaftlerin Fatma Sagir moderiert (siehe unten).
 
 Der Besuch im Museum für Neue Kunst lohnt sich momentan
 besonders, da auch die Sammlung neu präsentiert wird. Im
 Bissier-Raum sind „Späte Werke“ des Künstlers ausgestellt
 und im ersten Stock bietet die Präsentation „Zwischenräume“
 neue Einblicke in die Sammlung.
 
 Rahmenprogramm zur Sonderausstellung:
 
 • Eröffnung: Kommenden Donnerstag, 20. Oktober,
 eröffnet Tilmann von Stockhausen, Leiter der
 Städtischen Museen Freiburg, zusammen mit den
 Kuratorinnen Isabel Herda und Christiane Grathwohl-
 Scheffel um 19 Uhr die Fotoausstellung.
 
 • Fotoprojekt: Die Fotografien türkischstämmiger
 Freiburgerinnen und Freiburgern rücken am Sonntag,
 13. November, ab 11 Uhr ins Rampenlicht. Die
 Präsentation wird mit Musik und Geschichten untermalt.
 
 • Lesung und Musik: Am Dienstag, 22. November, liest
 Sebastian Reiß vom Hörbüro Freiburg „Mitten in
 Deutschland. Deutsch-türkische Erfolgsgeschichten“.
 Der Percussionist Murat Coskun begleitet die Lesung
 im Museum mit orientalischer Musik.
 
 • Film und Diskussion: Im Kommunalen Kino am Alten
 Wiehrebahnhof läuft am Freitag, 9. Dezember, um
 20.30 Uhr der Spielfilm „Aprilkinder“ (D 1998). Der
 Regisseur Yüksel Yavuz wird im Anschluss für Fragen
 und Diskussion zur Verfügung stehen.
 
 • Vortrag und Gespräch: Prof. Ulrich Herbert spricht am
 Donnerstag, den 15. Dezember, um 20 Uhr „Von
 Auswanderern, Flüchtlingen und Arbeitsmigranten:
 Völkerwanderungen. Eine historische Vergewisserung“.
 Der Vortrag findet im Historischen Seminar der
 Universität Freiburg statt.
 
 Weitere Informationen im Museum für Neue Kunst,
 Marienstraße 10a, Tel. 0761 / 201-2583, Mail:
 mnk@stadt.freiburg.de, Internet: www.freiburg.de/museen
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